Jeder Bauherr, oder der der es werden will, wird bereits sehr früh an dem Punkt angelangen, an dem er sich zwischen den zwei Bauweisen entscheiden muss.
Wer kennt es nicht, Aussagen wie diese Holzständerhäuser sind doch nur Papphäuser und fallen beim ersten Sturm um oder diese Häuser halten doch kein Leben lang, und sind dann nichts mehr wert. Aber auch Vorurteile wie Stein- und Betonwände sind doch immer kalt oder so ein Holzhaus brennt doch wie eine Fackel kennt bestimmt jeder von euch.
Überall hört man, mehr oder weniger qualifiziert, die verschiedenen Vor- und Nachteile der Bauarten und bemerkt dabei genau, dass jeder so seinen eigenen Favoriten hat. Dadurch fällt es natürlich sehr schwer sich objektiv eine eigene Meinung zu bilden.
Auch wir standen an dem Punkt, dass wir uns für eine Bauweise entscheiden mussten, deshalb wollen wir euch mit folgendem Vergleich bei der Entscheidung zwischen den zwei Bauarten weiterhelfen.
Inhalt
Holzständerbauweise oder Massivbau, was ist das denn eigentlich?
Einige werden sich diese Frage nun bestimmt stellen, deshalb wollen wir euch kurz erklären was es mit den zwei Bauweisen auf sich hat.
Was bedeutet denn eigentlich Holzständerbauweise?
Die Holzständerbauweise ist eine moderne Weiterentwicklung des traditionellen Fachwerkbaus. Charakteristisch hierbei sind die senkrecht verlaufenden Holzstützen, die sogenannten Ständer, und die mit ihnen verbundenen waagerechten Träger, den Rähm.
Die eigentlich richtige Bezeichnung der zumeist im Hausbau verwendeten Bauweise ist der Holzrahmenbau. Dieser heißt so da die einzelnen Elemente einen Rahmen bilden, der mit plattenförmigen Holzbaustoffen verkleidet, beplankt, wird.
Größtenteils werden alle Holzständerwände des Hauses im Werk vorgefertigt. Somit müssen diese auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt und verbunden werden. Daher gibt es im Holzständerbau ein genormtes Abstandsmaß für die Ständer. Dieses beträgt in den meisten Fällen 63,5 Zentimeter. Auf dieses Maß sind die verwendeten Baustoffe, wie OSB-Platten, Gipskartonplatten und auch Dämmstoffe häufig abgestimmt.
Bei vielen Fertighäusern wird die Holzständerbauweise verwendet, aber Achtung, nicht alle Holzständerhäuser sind Fertighäuser.
Und was genau ist die Massivbauweise?
Der Massivbau bezeichnet zumeist den Bau mit „massiven“ Baustoffen wie Stein oder Beton. Allerdings gibt es in der Zwischenzeit auch sogenannte Massivholzwände. Bei dieser Art des „Massivhauses“ werden meist viele Bretter zu einer „massiven“ Wand verbunden. Aber auch die klassischen Blockhäuser zählen zum sogenannten Massivholzbau.
Die geläufigsten Arten der Massivbauweise sind die vertrauten „Stein-auf-Stein“ Wände, das Mauerwerk aber auch massive Wände aus Beton. Wobei es bei beiden Varianten auch Möglichkeiten der Fertigteilbauweise gibt.
Die bekanntesten Varianten des Mauerwerks sind wohl die vor Ort gemauerten Varianten aus Kalksandstein, Porenbeton (YTONG) ,Poroton, oder ähnlichen Baustoffen.
Was den Massivbau ebenfalls kennzeichnet ist das meist die Geschossdecken und häufig auch die Treppen aus Beton bestehen. Der Dachstuhl allerdings in den meisten Fällen ganz klassisch aus Holz hergestellt ist.
Ich hoffe wir konnten euch damit schonmal einen kleinen Einblick in die beiden unterschiedlichen Bauweisen geben und erklären was diese eigentlich sind.
Der Vergleich – Holzständerbau vs. Massivbau
Das kann sich doch keiner leisten – Die Baukosten
Ein Massivhaus ist in den meisten Fällen teurer als ein Haus in Holzständerbauweise. Durch die hohe Vorfertigung und teilweise schon fast industrielle Herstellung können die Bauelemente relativ preisgünstig produziert werden, da die Personalkosten immer noch einen sehr hohen Anteil an den Baukosten ausmachen. Ebenfalls kann der Bauherr im Holzständerbau generell ein höherer Anteil an Eigenleistung einbringen, was die Kosten wiederum reduziert. Durch die wesentlich kürzere Bauzeit verringert sich ebenfalls noch die eventuelle Doppelbelastung durch Miete und gleichzeitige Abschlagszahlungen.
Was ist es in ein paar Jahren noch wert? – Die Wertstabilität
Du willst das Haus in ein paar Jahren wieder verkaufen? Dann ist dies ein wichtiger Punkt, auch auf dem aktuell sehr hoch bewerteten Immobilienmarkt. Wenn du diese Pläne hast solltest du dich eher für ein Massivhaus entscheiden, denn aufgrund der höheren Nutzungsdauer und der höheren Widerstandsfähigkeit werden Massivhäuser höher bewertet und sind relativ wertstabil. Allerdings sollte hier auch beim Holzständerhaus, eine gute Verarbeitung vorausgesetzt, auch eine Steigerung zu erwarten sein.
Wie lange dauerts denn? – Die Bauzeit
Bei der Bauzeit liegt der Vorteil eindeutig bei der Holzständerbauweise. Da die einzelnen Elemente des Hauses bereits im Werk vorgefertigt werden müssen diese auf der Baustelle „nur“ noch montiert werden. Auch aufgrund der vielen „feuchten“ Baustoffe wie Beton, Mörtel usw. beim Massivbau liegen dort deutlich längere Trocknungszeiten vor. Bei beiden Varianten kann die Bauzeit allerdings durch die Verwendung von speziellen Baustoffen weiter verringert werden. So bieten z.B. viele Hersteller von Massivbausystemen Produkte an bei denen die Mengen an Mörtel stark reduziert bzw. durch spezielle Kleber sogar komplett reduziert werden können. Auch für den Innenausbau kann bei beiden Bauweisen auf Trockenbausysteme zurückgegriffen werden, dabei werden z.B. statt Estrich oder Innenputz Bauplatten aus Trockenestrich oder Gipsbauplatten verwendet.
Können unsere Kinder und Enkel noch darin wohnen? – Die Lebensdauer des Hauses
Das Haus soll mehreren Generationen dienen und auch noch für eure Kinder und Enkel da sein? Dann solltet ihr euch eher für ein Massivhaus entscheiden. Laut verschiedenen Gutachten wird der Massivbauweise eine Haltbarkeit von 80 bis 100 Jahren nachgesagt, wobei diese beim Holzständerbau mit nur 40 bis 60 Jahren deutlich geringer ist. Allerdings entwickelt sich die Holzständerbauweise stetig weiter und so ist bei aktuellen Häusern mit einer deutlich höheren Lebensdauer zu rechnen. Aktuell liegt hier der Vorteil noch beim Massivhaus, wobei damit zu rechnen ist, dass zukünftige Holzhäuser in ähnlichen Zeitspannen landen werden.
Das mach ich selbst – Die Eigenleistungen
Eigenleistung am Bau ist eine sehr gute Möglichkeit um bei den Baukosten einzusparen. Allerdings sollte man sich dabei auch nicht überschätzen. Man benötigt dafür ein gewisses Know-How und vor allem viel Zeit. Durch die relativ einfache Bauweise kann im Holzständerhaus auch ohne große Vorkenntnisse viel Eigenleistung erbracht werden. Tätigkeiten wie das Dämmen der Wände und Decken, die Innenverkleidung im Trockenbau, Verlegen der Kabel und ähnlich Dinge kann mit ein bisschen Übung jeder schaffen. Natürlich kann man theoretisch auch ein Massivhaus komplett in Eigenleistung errichten, allerdings sollte man dafür schon über versierte Kenntnisse und am besten über einen Profi der einen dabei unterstützt verfügen. Beim Thema Eigenleistungen liegt der Vorteil also definitiv beim Holzständerhaus, da finden sich für jeden die richtigen Tätigkeiten.
Und was ist, wenn es brennt? – Der Brandschutz
Wer jetzt denkt, na klar, ein Holzhaus brennt doch viel besser, der liegt damit nicht ganz richtig. Durch spezielle Imprägnierungen, Dämmstoffe und Trockenbaumaterialien ist der Brandschutz in einem Holzständerhaus heutzutage nahezu gleichwertig wie beim Massivhaus. Dies kann auch an den Einstufungen der Gebäudebrandversicherungen erkannt werden, meist werden dort beide Bauweisen gleich eingestuft. Der klare Vorteile beim Massivhaus gegenüber dem Holzständerhaus kommt allerdings nach dem Brand zu tragen. Während ein teilweise verbranntes und gelöschtes Holzhaus oftmals nicht mehr zu retten ist, kann das Massivhaus nach Renovierungs- und Sanierungsarbeiten meist wieder bewohnt werden, da er selbst starker Hitzeeinwirkung lange standhält und sich dabei nicht verformt.
Ich habe es gerne gemütlich – Das Raumklima
Das Raumklima der beiden Bauweisen kann man nur in einem gewissen Maße vergleichen. Der Holzständerbau weist in der Regel ein wesentlich trockeneres Klima auf als der Massivbau. Da die Trockenbauwände im Vergleich zum Mauerwerk keine Feuchtigkeit speichern können und dadurch kein Austausch mit der Raumluft stattfinden kann. Ein weiterer Vorteil des Mauerwerks ist dass es aufgrund der hohen Dichte die Wärme des Tages speichern kann und wenn es dann abkühlt langsam wieder abgibt, was gerade an sonnigen Wintertagen ein schöner Effekt ist. Allerdings kann auch im Holzständerbau durch Verwendung von dementsprechenden Baustoffen wie z.B. Lehmbauplatten statt Gipsbauplatten die Feuchtigkeitsregulierung erfolgen. Einen klaren „Sieger“ gibt es meiner Meinung nach hier nicht, da viel von den verwendeten Baustoffen abhängt und man damit sehr flexibel ist.
Und was ist beim schlechten Wetter? – Wettereinfluss auf den Hausbau
Wer kennt es nicht? Dass Wetter spielt einfach nicht mit und der Hausbau verzögert sich. Der Einfluss des Wetters auf den Hausbau ist beim Holzständerhaus im Vergleich zum Massivhaus wesentlich geringer. Da die Elemente zum größten Teil in der Werkstatt vorgefertigt werden und auf der Baustelle nur noch montiert werden, ist die Gefahr von Verzögerungen kleiner.
Das Haus ist zirka nach einer Woche wind- und wetterfest. Und dann kann es im Innenausbau losgehen.
Dadurch können auch Einzugstermine besser kalkuliert werden.
Sturm und Erdbeben, ich hoffe es hält!!! – Die Stabilität
Keine Frage, beide Bauweisen sind bei richtiger Auslegung und Ausführung stabil genug damit nichts passiert. Der Massivbau ist allerdings immer noch die stabilere der beiden Varianten. Bei einem Holzständerhaus ist die statische Belastbarkeit geringer. Zumeist ist daher auch die Bauhöhe auf ungefähr drei Stockwerke begrenzt. Allerdings verschieben sich diese Grenzen durch moderne Baumethoden und Entwicklungen immer weiter. So wurde in Norwegen, im März 2019, das mit 18 Stockwerken und über 80 Metern Höhe höchste Holzgebäude der Welt eröffnet.
Schön warm eingepackt – Die Dämmwerte
Ein sehr wichtiger Punkt beim Hausbau ist in der Zwischenzeit die Wärmedämmung des Gebäudes.
Es ist natürlich bei beiden Bauweisen möglich ein hochwärmegedämmtes Gebäude zu erstellen. Allerdings ist es bei einem Massivbau schwieriger hohe Dämmwerte zu erreichen als bei einem Holzständerhaus. Durch die guten wärmedämmenden Eigenschafen des Holzes und die Dämmung zwischen den Ständern entstehen bei einem Holzständehaus so gut wie keine Wärmebrücken.
Dies wiederum ist bei einem Massivhaus schwieriger umzusetzen. Allerdings werden durch weiterentwickelte Bauweisen und Baustoffe die Dämmwerte des Massivhauses immer besser.
So werden im modernen Massivbau entweder Dämmsysteme an den Außenwänden verbaut oder im monolithischen Wandaufbau Dämmstoffgefüllte Steine verwendet. Jedoch ist es aktuell mit der Holzständerbauweise noch einfacher und somit auch günstiger ein Gebäude im KFW- oder EnEv-Standard zu bauen weshalb für mich diese Bauweise in diesem Punkt, noch, die Nase vorne hat.
PSSTT!!! Nicht so laut!! – Der Schallschutz
Man hat Besuch, es ist etwas lauter im Haus und oben schlafen die Kinder? Was den Schallschutz anbelangt, hat das Massivhaus die Nase vorn.
Allerdings hängt es auch hier von den verwendeten Baustoffen ab. Man kann sich hierbei merken, je dichter und schwerer der Baustoff, umso besser ist der Schallschutz.
Allerdings holt hier der Holzständerbau durch weiterentwickelte Wand- und Deckenaufbauten sowie immer bessere Dämmstoffe auf. Bei beiden Bauweisen liegt also hauptsächlich an der richtigen und fachgerechten Ausführung wie gut der Schallschutz ist.
Wieviel Platz haben wir denn? – Die Nutzfläche im Vergleich
Ihr wollt jeden Zentimeter Platz ausnutzen? Dann ist die Holzständerbauweise die bessere Wahl für euch. Durch die im Vergleich höheren Dämmwerte der Wand und dadurch das die tragende Funktion und die Dämmebene kombiniert sind kann eine Holzständerwand schlanker ausfallen. Durch diese Einsparung der Wandstärke erhöht sich der nutzbare Raum im Inneren um rund zehn Prozent. Da bietet sich dann vielleicht doch noch Platz für den ein oder anderen Sonderwunsch wie etwa einen begehbaren Kleiderschrank oder ein zusätzliches Badezimmer.
Und was ist mit Mutter Erde? – Die Umweltbilanz des Hausbaus
Auf den ersten Blick ist die Ökobilanz beim Holzständerhaus natürlich besser, Holz ist ja schließlich ein nachwachsender Rohstoff. Betrachtet man es allerdings etwas genauer sieht das schon ein bisschen anders aus. Für die Herstellung von Zement, Beton und Ziegel also den Ausgangsmaterialien für den Massivbau wird sehr viel Energie benötigt, was erstmal viel CO² freisetzt. Allerdings sind die Hersteller diese Baustoffe daran immer mehr Energie aus erneuerbaren Quellen zu verwenden und durch Unterstützung von Kompensationsprojekten, zumindest rechnerisch, ihren CO²-Ausstoß zu reduzieren bzw. zu kompensieren.
So ist es auch möglich dass viele Hersteller in der Zwischenzeit z.B. den klimaneutralen Ziegel anbieten können. Was vielfach auch nicht berücksichtigt wird, ist das auch für den Holzständerbau Baustoffe wie Beton und Zement benötigt werden, nur eben in kleineren Mengen.
Ein weiterer positiver Punkt des Massivhauses gegenüber dem Holzständehauses liegt für die meisten Häuslebauer hoffentlich in ferner Zukunft, der etwaige Abriss des Hauses, während beim Massivhaus dabei kein weiteres CO² mehr freigegeben wird sieht dies beim Holzhaus etwas anders aus. Das Abrissholz wird häufig verbrannt oder verrottet im Laufe der Zeit und setzt dabei den gespeicherten CO² wieder frei. Um nochmal auf den Punkt nachwachsender Rohstoff zurück zu kommen, es dauert außerdem ca. 60-80 Jahre nachdem der Baum für das Holzhaus gefällt worden ist, bis ein dafür nachgepflanzter Baum die gleiche Menge CO² aufgenommen hat wie der gefällte. Im gesamten gesehen hat in diesem Punkt keine der Bauweisen einen Vorteil gegenüber der anderen.
Die Vor- und Nachteile auf einen Blick


Fazit
Es ist eindeutig, die eine beste Bauweise gibt es nicht. Sowohl die Massivbauweise als auch die Holzständerbauweise haben jeweils Ihre Vor- und Nachteile. Letztendlich bleibt es wirklich Geschmackssache was für einen selbst die bessere Bauweise ist, denn jeder setzt seine Prioritäten anders. Dem einen ist ein ökologisches und energiesparendes Bauen wichtig, dem anderen ist es wichtiger das es schnell geht, der nächste wiederum legt besonders viel Wert auf einen guten Schallschutz.
Ich hoffe wir konnten euch mit diesem Vergleich einen kleinen Einblick in die Vor- und Nachteile der einzelnen Bauweisen geben und euch bei eurer Entscheidung ein Stück weiterhelfen.
Falls Ihr noch Fragen, Anregungen oder eigene Meinungen habt dürft Ihr diese gerne bei den Kommentaren hinterlassen. Wir freuen uns auf eure Nachrichten.